Der sogenannte hämorrhoidale Schwellkörper, ein arteriovenöses Gefäßgeflecht, das ring-
förmig unter der Schleimhaut am Übergang vom Enddarm in den After liegt, besitzt jeder (Kontinenzorgan). Die Bezeichnung Hämorrhoiden stiftet manchmal Verwirrung, da sie sowohl den Normalzustand als auch den symptomatischen Zustand meint. Im ärztlichen Sprachgebrauch wird der Begriff Hämorrhoiden der sprachlichen Handlichkeit wegen als Kurzform für diese Schwellkörper verwendet, während der Laie mit dem Ausdruck die Beschwerden umschreibt, die er wahrnimmt, wenn sie sich vergrößern.
Oft werden mehr oder weniger große und dicke Hautfalten am Afterrand für äußere Hämorrhoiden gehalten. Per definitionem gibt es jedoch keine äußeren Hämorrhoiden. Hierbei handelt es meistens sich um sogenannte Marisken. Und auch der plötzliche auftretende, schmerzhafte Knoten ist keine Hämorrhoide, sondern eine sogenannte Perianalthrombose.
Den hämorrhoidalen Schwellkörper muss man sich als blutgefüllten Gefäßschwamm vorstellen, ähnlich dem Schwellkörper des Penis, nur dass er im Gegensatz zu diesem in Ruhe mit Blut gefüllt ist, womit er den Übergang vom Enddarm in den Kanal des Afters gegen Luft- und Flüssigkeitsaustritt abdichtet, und sich nur dann entleert, wenn Stuhlgang einsetzt. An den drei Stellen, wo dieses Gefäßpolster mit arteriellem Blut versorgt wird, kann es sich knotenförmig vergrößern – man spricht von Hämorrhoiden.
Die Vergrößerung des hämorrhoidalen Schwellkörpers ist harmlos. Hämorrhoiden haben nichts mit Krebs zu, nur das Symptom der Blutung haben sie mit dem Karzinom gemeinsam. Daher ist es so überaus wichtig, jeder Blutung nachzugehen.
Hämorrhoiden kann man nicht tasten. Und Hämorrhoiden, die keine Beschwerden machen, bedürfen keiner Therapie!
Im Laufe unserer stammesgeschichtlichen Entwicklung haben sich Ess-, Trink-, und Stuhl- verhalten drastisch verändert. Seinerzeit führten wenige, aber große und ballaststoffreiche Mähler mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr zu volumigen Stühlen von hohem spezifischen Gewicht, die, sobald Drang eintritt, den Öffnungsreflex des Afters auslösen und mühelos hinter dem nächsten Busch in Hockstellung abgesetzt wurden. Heute sorgen unregelmäßige und ballaststoffarme Ernährung und ein Zuwenig an Flüssigkeit für kleine bis trockene oder gar harte Stuhlportionen, die sich nur durch Pressen absetzen lassen.
Dazu kommt, dass unsere komfortablen Toiletten einerseits die Hockstellung ersparen, andererseits eine unangreifbare Rückzugsmöglichkeit bieten, die zum Verweilen einlädt, mit Buch, Zeitschrift oder Handy. Gleichzeitig liegt im Selbstverständnis des Menschen ein starkes Bedürfnis nach regelmäßiger und vollständiger Entleerung, häufig aus Angst vor fremden Toiletten. So wird der Toilettengang nicht selten zu einem mehrminütigen Ritual stilisiert, ohne wahrzunehmen, dass dabei nachrutschende Stuhlportionen durch einen nur ungenügend geöffneten After hinaus gepresst werden (Entleerungsverhalten).
Einerseits steigert Pressen den Blutandrang in die hämorrhoidalen Gefäßschwämme, andererseits wird ihr Blutabfluss aufgrund mangelhafter reflektorischer Erschlaffung der Schließmuskulatur behindert. Auf Dauer vergrößert sich so das Gefäßgeflecht, die darüber liegende Schleimhaut wird überdehnt und dünnt aus. Und mehr noch, je größer die Hämorrhoiden werden, um so mehr verleitet dies, zu pressen, da das Zuviel an Schleimhaut Stuhldrang hervorruft, auch wenn der Enddarm kaum gefüllt ist – ein circulus vitiosus (Teufelskreis) hat sich etabliert. Der Schleimhautüberschuss kann auch zu einem Rückstau von Gasen führen, der sich durch Blähungen oder lauten Windabgang äußert.
Kommt es zu Symptomen wie Bluten, Jucken, Brennen, Nässen, Druckgefühl, schmerzhaftem Unbehagen mit Ausstrahlung in die Beine oder anfallsweisen, kurzdauernden Beckenboden- krämpfen (Proktalgia fugax), helfen oft allein eine Ernährungsumstellung und eine Änderung des Entleerungsverhaltens.
Genügt dies nicht, haben sich als konservative (nichtoperative) Maßnahmen die Verödung mit einem Phenolöl (Sklerotherapie) oder Gummibandligaturen bewährt, um die Beschwerden für eine Weile zustoppen.
Werden die Abstände, in denen diese Behandlungen wiederholt werden müssen, immer kürzer, oder rutschen Hämorrhoiden bereits in den After hinein (Prolabierende Hämorrhoiden in den After, Grad 2) oder beim Pressen heraus (Beim Pressen prolabierende Hämorrhoiden, Grad 3) oder fallen sie permanent vor (Ständiger Hämorrhoidalprolaps, Grad 4), macht auf Dauer nur ein operativer Eingriff Sinn.