Dr. Heinrich Schmelzer


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Perianalthrombose

Die plötzlich aufschießende, rötlich – livid verfärbte, erbsen- bis pflaumengroße schmerzende Schwellung am Afterrand ist eine klassische Blickdiagnose, ja eine Telefondiagnose, so typisch sind Verlauf und Symptome. Den Knoten in den After zurückdrücken zu wollen, ist sinnloses Unterfangen, denn es handelt sich nicht um einen Vorfall.

Der Name ist unglücklich, ruft er doch Gedanken an die pt1200x200Gefährlichkeit einer Thrombose wach. Und der gern be- nützte Ausdruck äußere Hämorrhoide ist unrichtig, denn per definitionem gibt es nur innere Hämorrhoiden, und diese sitzen tief im After, können allerdings, wenn sie ver- größert sind, aus diesem herausrutschen, einklemmen und thrombosieren (inkarzerierter Hämorrhoidalknoten-
prolaps).

Manchmal ist es nicht ganz einfach, ein solches Ereignis
von einer reinen Perianalthrombose zu unterscheiden.
Kriterium ist immer, ob beim Spreizen der Analfalte
schwärzlich verfärbte Schleimhaut sichtbar wird. Auch hier wäre es frevelhaft, den stark schmerzhaften Knoten zurückschieben zu wollen. In seltenen Fällen kann es auch mal schwierig sein, eine Schwellung von einem kleinen Abszess des Afterrandes abzugrenzen, weshalb es sich immer empfiehlt, einen Proktologen zu konsultieren.

Tatsächlich es sich bei der Perianalthrombose um gestocktes Blut in den kleinen Venen unter der Analhaut des Afterrandes, ohne dass jedoch irgendeine Gefahr bestünde. Manchmal platzen diese, so dass wir es mit Blutkoageln wie bei einem Bluterguss (Hämatom) zu tun haben. Und ähnlich wie ein solcher verhält sich auch die Perianalthrombose, sowohl was die Harmlosigkeit als auch die Behandlungsoptionen betrifft.

>Man kann man immer abwarten, bis sich der „ Bluterguss“ von selbst resorbiert, was aller- dings 3-4 Wochen dauern kann. Anfängliche Schmerzen legen sich meistens innerhalb von      3 Tagen. Ist die Schwellung frisch und groß und schmerzt sie sehr, bringt das Aufschneiden in örtlicher Betäubung schlagartig Erleichterung. Die Vorstellung, das Aufschneiden einer Analvenenthrombose  könne verhindern, dass irgendwann mal wieder eine auftritt, ist irrig.

Bei einem eingeklemmten Hämorrhoidalknotenprolaps ist immer operative Zurückhaltung geboten. Wie bei der Perianalthrombose lässt sich hier die spontane Resorption durch heparin – oder cortisonhaltige Salben unterstützen, gegen die Schmerzen helfen Analgetika und ein anästhesierendes Gel.

Die Ursache dafür, dass Blut in den kleinen Venen des Afterrandes stockt, ist ein wie auch immer gearteter Stress, der sich auf den Beckenboden auswirkt, sei es eine Durchfallattacke, langes Fahrradfahren, das Spielen von Blasinstrumenten, Fitnesstraining oder Schwanger- schaft. Mit Abstand häufigste Ursache ist allerdings das Pressen bei der Entleerung, sei es im Verlauf langer „Sitzungen“, sei es aufgrund harten Stuhls. Liegen vergrößerte Hämorrhoiden vor, sollte eine entsprechende Behandlung stattfinden. Auch die  vorübergehende Anwen- dung eines Analdehners kann bei engem Schließmuskel sinnvoll sein. Ganz im Vordergrund stehen jedoch die richtige Ernährung (Ballaststoffe) und ausreichende Flüssigkeitszufuhr, vor allem in den Sommermonaten, in denen die Analvenenthrombose den Alltag eines Proktologen bestimmt.

 

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