Sinus pilonidalis oder Pilonidalsinus (= Haarfistel), so nennt man das entzündliche Geschehen im Bereich der oberen Analfalte über dem Steißbein, das als Abszess oder als Fistel (Sinus pilonidalis) in Erscheinung treten kann.
So unglaublich es klingt, es sind Haarschäfte, die sich
mit der Wurzel zuerst durch die Haut einspießen, in
die Tiefe dringen und dort eine Entzündung hervor-
rufen können. Daher wird der Sinus pilonidalis im
Türkischen „Krankheit des umgedrehten Haares“
genannt.
Im Englischen ist der Pilonidalsinus als „jeep-desease“
bekannt:
Mehrstündige Touren im Geländewagen bei hohen Temperaturen und in luftdichten Khaki-uniformen mazeriert die Haut der „Schweißrinne“ zwischen den Gesäßhälften und begünstigt damit ein Einspießen von Haaren. Viele Vietnamheimkehrer litten unter dieser Erkrankung.
Ist ein Haar erst mal eingedrungen, widersteht es der Körperreinigungsroutine, da seine Wurzel mit „Widerhaken“ besetzt ist. Diese bewirken auch, dass es durch die normale Bewegung der Gesäßbacken allmählich in die Tiefe gedrillt wird. Steißbeinfistel, Sinus pilonidalis.
Dabei handelt es sich nicht unbedingt um ortsstämmige Haare, denn auch Frauen und Männer, die in dieser Region völlig unbehaart sind, werden von einem Sinus pilonidalis betroffen. Hier handelt es sich um Haare, die von der Kopfhaut stammen und in der oberen Gesäßfalte aufgefangen werden. So scheinen vor allem Menschen mit tief eingezogener Gesäßfalte prädisponiert. Dies erklärt, warum eine regelmäßige Rasur oder Epilieren das Rezidiv nicht verhindern kann, zumindest nicht nach konventioneller Operation (Breite offene Freilegung des Herdes), die an der Anatomie nichts ändert und eine mittige, fragile Narbe hinterlässt, die erneutem Einspießen von Haaren Vorschub leistet.
Daher wurden mehr oder weniger komplizierte plastische Verfahren entwickelt, von denen das einfachste, das genialste ist, nämlich die geschlossene Operation nach Karydakis, die ich seit 30 Jahren ausschließlich und mit Erfolg anwende. Eine neben der Mittelinie laufende Narbe mit Abflachung der Gesäßfalte verhindert, dass die Krankheit wieder auftritt. Darüberhinaus bietet das Verfahren den Vorteil einer kurzen Heilungsdauer von 2 Wochen gegenüber 2-3 Monaten nach offener Freilegung.
Das sogenannte „pit picking“ ist eine Methode , die sich zunehmender Beliebtheit erfreut und auf ein uraltes Verfahren zurückgeht, das mit einer Rückfallquote von ca 25% – 50% belastet ist, die meines Erachtens inakzeptabel ist.
Tritt die Erkrankung erstmals als Abszess (Bild8) in Erscheinung, wird dieser zunächst in lokaler Anästhesie eröffnet. Etwa 2 Wochen später oder zu einem Zeitpunkt der Wahl wird die definitive Operation durchgeführt.