Sklerotherapie
Herzstück proktologischer Behandlung ist das „Veröden“ von Hämorrhoiden, die Sklerotherapie. Sie stillt den Juckreiz, lindert brennende Schmerzen, nimmt störendes Druckgefühl und stoppt Blutungen und Nässen.
3 1/2 Jahrzehnte benützte ich dazu Phenol-Mandel, bzw. Migliyol-Öl, das ich in London kennenlernte und das in den meisten europäischen Ländern benutzt wird – außer in Deutschland. Aus einem traditionierten Anachronismus heraus wird in der BRD häufig noch Aetoxysklerol verwendet, ein toxisches Mittel zur Verödung von Krampf- adern (Lange galt das hämorrhoidale Gefäßgeflecht als Krampfadern des Afters). Dazu kommt, dass es in den Knoten selbst gespritzt wird und das feine Gefäßgeflecht zerstört (Methode nach Blond), und nicht in seinen oberen Anteil, dort, wo die Blutzufuhr durch eine Verhärtung des Gewebes gedrosselt werden soll (Methode nach Blanchard). Und weiterhin kommt hinzu, dass die, die es verwenden, nicht selten Patienten alle drei Monate wieder einbestellen.
Die Injektion selbst ist schmerzlos, nur kann es gelegentlich nach einigen Stunden zu einem anhaltenden Druckgefühl kommen. Wird es zu unangenehm, hilft ein Schmerzmittel (Ibuprofen 600).
Außer sehr seltenen Oleogranulomen – submuköse Verhärtungen, die zwar eine Weile auch schmerzen können, sich von selbst aber wieder auflösen – habe ich keine Komplikationen erlebt. Auch in der Literatur werden keine beschrieben.
In der Regel genügen zwei bis drei Injektionen, um Symptome für eine Zeitlang zu beseitigen, vorausgesetzt Ernährungs – und Entleerungsverhalten werden reguliert. Regelmäßige Injektionen bei Beschwerdefreiheit in abrechnungstechnisch vorteilhaftem Drei- Monats-Zyklus unter der Maßgabe, die Vergrößerung des hämorrhoidalen Gefäßgeflechts aufhalten zu wollen, sind unseriös. Auch haben Hämorrhoiden und Krebs nichts miteinander zu tun.
Gummibandligatur
Bei der Gummibandligatur wird einem Teil der Schleimhaut über der Hämorrhoide durch einen Gummiring die Blutzufuhr genommen, so dass er abstirbt und nach einigen Tagen – meist unbemerkt – abfällt. Die narbige Fibrose sorgt für eine Drosselung der Blutzufuhr in das restliche hämorrhoidale Polster.
Dazu wird die Basis des Knotens in einen kleinen Zylinder gesaugt, auf den ein Gummiring aufgebracht wurde. Ein zweiter Zylinder schiebt dann diesen Ring über den angesaugten Knoten (Bild10, Bild11).
Der Effekt ist der gleiche wie bei einer Sklerotherapie: die Symptome werden für eine Weile beseitigt. Die Ligatur stellt jedoch keine Alternative zur Operation dar. Sie lässt sich effizient dort einsetzen, wo nur ein Knoten übermäßig vergrößert ist oder vorfällt oder wo aus diversen Gründen eine Operation nicht in Frage kommt. Komplikationen wie heftige Blutung oder Schmerzen können auftreten, sind aber selten.
Anale Dehnung
Ein hoher Tonus der Schließmuskulatur, also ein enger After, gilt als Schrittmacher für Beschwerden und Erkrankungen. Hier können psychische Faktoren, ständig breiiger oder flüssiger Stuhl oder vorausgegangene Eingriffe eine Rolle spielen, bisweilen scheint der hohe Tonus anlagebedingt.
Bei einem Einriss der Afterhaut (Analfissur) erhöht sich der Tonus der Schließmuskeln reflektorisch und kann damit eine Heilung verhindern, so dass der Riss zu einer chronischen Fissur wird und dies, wie es scheint, umso eher je höher der vorbestehende Tonus war.
Regelmäßige Dehnung des Afters mit einem Kolben unter- schiedlicher Größe kann helfen, einen erhöhten Spannungs- zustand herabzusetzen. Dazu wird der Kolben zweimal täglich mit einem anästhesierenden Gleitgel eingeführt und für etwa eine Minute belassen. Gleichzeitig werden Kalziumantagonisten oder Nitrate als Salbe appliziert, die dazu beitragen sollen, den Tonus zu senken.
Beckenbodengymnastik
Bei einer Beckenbodenschwäche mit oder ohne Inkontinenzsymptomatik, oder nach schweren Entbindungen zur Vorbeugung einer solchen, empfiehlt sich eine Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur.
Um die Muskeln zu aktivieren, die willkürlich nicht beeinflussbar sind, können wir uns mit einem Trick behelfen.
Fertigen oder kaufen Sie sich einen kleinen Beutel aus dünnem Stoff in der Größe eines Tabakbeutels und füllen ihn mit Reiskörnern. Setzen sie sich mit entblößtem Gesäß auf einen Stuhl und schieben den Beutel zwischen die Gesäßfalte vor den Aftereingang, so dass Sie die Körner an der Haut des Aftereingangs gut spüren.
Versuchen Sie jetzt, die Körner in den After hinein zu saugen. Selbstverständlich ist dies nicht möglich, doch indem Sie es versuchen, aktivieren Sie den entscheidenden Muskel, der für die Aufrechterhaltung der Kontinenz wichtig ist (Musculus puborektalis).
Atmen Sie ein, während Sie versuchen, die Körner in den After “hinein zu schlürfen“ und halten die Luft eine Weile an, während die Muskeln angespannt sind. Diese Prozedur wiederholen Sie ein -, besser zweimal täglich für etwa 5-10 Minuten.
Selbstverständlich können Sie auch auf dem Rücken liegend die Beine anziehen und über 5-10 Minuten mehrmals den Schließmuskel zusammenkneifen, und zwar so lange bis es nicht mehr geht (20-45 Sekunden). Man erliegt nur leicht der Täuschung, statt der Schließmuskeln die Muskeln des Gesäßes zu aktivieren. Hat man einmal durch obige Übung mit dem reis- gefüllten Säckchen ein Gefühl für die eigentliche Schließmuskulatur erlangt, lassen sich andere Übungen effektiver gestalten.
Schwangere tun im Übrigen gut daran, vor und die Monate nach der Entbindung den Becken- boden mehrmals am Tag für 5-10 Minuten zu entlasten. Dazu geht man auf die Knie, streckt das Gesäß in die Höhe und stützt den Oberkörper mit den Unterarmen ab. Dabei kann man Post sortieren, Zeitung lesen, mit dem Baby spielen oder meditieren …