Nach herkömmlicher Art und Weise wird bei der operativen Versorgung einer Steißbeinfistel das abszedierende Fistelgewebe über dem Kreuz- und Steißbein breit ausgeschnitten und die Wunde der Sekundärheilung überlassen. Dies hat eine monatelange Heilungszeit zur Folge und manchmal auch ebenso lange Arbeitsunfähigkeit. Es bleibt eine empfindliche Narbe in der Mittellinie der Gesäßfalte, das Rezidiv ist fast unvermeidlich.
Lokale operative Maßnahmen wie das Reinigen und Ausschneiden einzelner Fistelgänge sind ebenfalls langwierige Prozeduren und sehr rezidivbelastet.
Aus diesem Grunde wurde immer wieder versucht, nach Ausschneidung den Defekt mit aufwendigen Verschiebelappenplastiken primär zu verschließen. Alle diese Lappenplastiken beinhalten nicht nur eine komplizierte Technik, sondern sie zerstören auch viel gesundes Gewebe und hinterlassen unschöne irreguläre Narben. Und im Falle eines Infekts ist der Wunddefekt weitaus größer als zuvor.
Im Erfolgsfall jedoch verkürzen sie gegenüber der konventionellen Operation mit Offenlassen der Wunde die Heilungs- und Arbeitsunfähigkeitszeit erheblich. Außerdem beugt eine Lappenplastik dem Rezidiv vor, indem sie die eingezogene Gesäßfalte, die als Schweißrinne ein erneutes Eindringen von Haaren begünstigt, abflacht.
Zur dauerhaften Sanierung des Sinus pilonidalis setze ich daher seit 30 Jahren die einfache, aber geniale Lappenplastik nach Karydakis, einem griechischen Militärarzt, ein. Als geschlossenes Verfahren bietet sie die gleichen Vorteile einer aufwendigen Verschiebelappenplastik – kurze Wundheilungszeit, deutliche Reduzierung der Rückfallwahrscheinlichkeit -, vermeidet jedoch ihre Nachteile: Im Falle eines entzündlichen Wundaufbruchs, der sehr selten eintritt, greifen die gleichen Heilungsbedingungen – regelmäßige Verbandswechsel, 2-3 Monate Heilungszeit – , wie sie bei einem primären Offenlassen der Wunde gegeben wären.
Technik
Durch eine zur Mittellinie exzentrische ovaläre Exzision wird der gesamte septische Herd bis hinunter zur Kreuzbeinfaszie entfernt. Penibelste Blutstillung ist unabdingbar. Nach handbreiter Mobilisation des mitteliniennahen Hautfettmantels und Einlegen einer Saugdrainage wird die Wunde mit kräftigen Nähten, die in der Tiefe die Faszie greifen, verschlossen. Einzelknopfnähte der Haut sind zu empfehlen. Durch diese Technik wird die Gesäßfalte abgeflacht, die Naht liegt fingerbreit neben der Mittelinie, ein erneutes Einspießen von Haaren wird damit unwahrscheinlicher.
In der Regel ist die Wunde nach 1 Woche verheilt, bei Benützung eines sich selbst auflösenden Fadens entfällt das Ziehen der Fäden, ansonsten werden diese nach 14 Tagen entfernt. Oberflächliche Störungen der Wundheilung, die das Ergebnis nicht beeinträchtigen, kommen vor, eine tiefe Infektion oder ein Hämatom, die die Öffnung der Wunde erfordern, sind sehr selten. In diesem Fall nimmt die Wundheilung den gleichen Zeitraum in Anspruch wie es ein Ausschneiden des Prozesses mit Offenlassen der Wunde getan hätte.
Der Eingriff kann ambulant in Narkose durchgeführt werden. Postoperative Schmerzen sind, falls vorhanden, gering.
Operationsbilder: Bild Ausschneidung, Bild Lappenmobilisation, Bild Naht.